Donnerstag, 28. April 2016

Problemchen mit Strähnchen

Eine haarige Geschichte von Elfi Saupe

Regenwetter in Hamburg - das Haar hängt. Schlaff und dünn baumeln mir die Ponysträhnen ins Gesicht. Ich muss etwas tun! Dauerwelle? Kommt nicht in Frage! Nach meinem letzten Ausflug in die Löckchenwelt hatte ich das Aussehen einer Afro-Europäerin - das muss ich nicht wieder haben! Also, wie wäre es mal mit Strähnchen?
Für geschulte Friseure ein "Klacks" - denke ich - und gehe in den erstbesten Friseurladen. Ein freundliches junges Mädchen kommt lächelnd auf mich zu: "Was kann ich für Sie tun?"
"Ich möchte mir Strähnchen machen lassen!"
"Haben Sie einen Termin?"
"Nein, das ist eine spontane Idee", entgegne ich.
"Oh, da muss ich erst einmal schauen, ob wir einen Termin frei haben.....!"
Ich blicke erstaunt in den Salon und stelle fest, dass außer mir nur noch eine weitere Angestellte im Laden ist und blicke mit Fragezeichen zurück. Aber das nette junge Mädchen lässt sich nicht irritieren. Sie blättert wichtig in ihrem Terminplaner und geht dann zu ihrer Kollegin. Die beiden tuscheln miteinander und dann kommt die Kollegin freundlich lächelnd auf mich zu.
"Sie möchten Strähnchen haben?"
"Ja, wenn das möglich ist..."
"Ich schau mal, ob wir sie mit einplanen können.... wann möchten Sie denn einen Termin haben?"
"Jetzt?!"
"Oh, das könnte eng werden - aber gut, wir probieren es! Nehmen Sie schon mal Platz!"
Erleichtert, dass ich doch noch gnädig aufgenommen werde setze ich mich an einen Friseurtisch. Einmal Lätzchen um und dann kommt die große Frage: "Welche Farbe möchten Sie denn in ihrem Naturton haben?"
"Och, ein leichtes Blond vielleicht?!" überlege ich laut und bekomme auch schon eine Tabelle mit bunten Haaren gereicht. Ich entscheide mich für einen goldbraunen Ton, der gut zu meinem dunkelbraunen Haar passt.
Die Prozedur beginnt: Zunächst wird mir eine Haube aufgestülpt, mit der ich aussehe, als würde ich bei der nächsten Olympiade in der Schwimmstaffel starten wollen. Nun kommt das junge Mädchen mit einer sehr feinen Häkelnadel, durchsticht die Haube und holt feine Haarsträhnen heraus. Ich bekomme mehr und mehr Ähnlichkeit mit einer Außerirdischen und überlege, ob die Idee wirklich so gut war.....
Leicht versonnen ertrage ich die Prozedur und spüre plötzlich einen schmerzhaften Stich am Hinterkopf. "Aua!", schreie ich und sehe im Spiegel den entsetzten Blick des Mädchens! Sie starrt bewegungslos auf meinen Kopf, verdreht die Augen und sackt in sich zusammen.
Ihre Kollegin kommt herbeigeeilt und beugt sich über die Ohnmächtige: "Was haben Sie mit ihr gemacht?"
"Iich?", frage ich ungläubig zurück? "Gar nichts!"
Ich fühle mit meiner Hand am Hinterkopf die schmerzende Stelle und merke, wie eine warme Flüssigkeit meine Finger feucht werden lassen. Ich schaue auf meine Hand und sehe "BLUT!" - Das unschuldige Wesen hat meine Kopfhaut durchstochen!
Die Kollegin eilt fort und holt ein feuchtes Tuch. Aber mein Sonnenschein wacht schon wieder auf: Etwas benommen schaut sie mich an und nuschelt: "En'schuldigung.... ich kann.... kein Blut sehen!"
Na, halb so wild - ich bin ja hart im Nehmen! Aber ob ich mir bei solchen Attacken jemals wieder Strähnchen von einer Fachfrau machen lasse? - ich weiß es nicht....
Das gute Kind wird im Personalraum zur Besinnung eingelagert, die Kollegin übernimmt meine Kopfverletzung und bietet mir an, die Behandlung zu Ende zu führen. Doch mir ist die Lust auf bunte Strähnchen vergangen und ich nehme Abstand davon, 
Ich ziehe es vor, mir die Haube zu entfernen und wieder mit langen Ponysträhnen weiter durch das Hamburger Regenwetter zu stiefeln....allerdings mit Mullbinde und Pflaster am Hinterkopf ....

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Malschule auf elfi-art...das muss auch mal seriös rüberkommen!