Freitag, 29. April 2016

Wie man einen Lehrkörper zum Leben erweckt:

Tetate mit Dr. Wiesenflink....


Eine Anekdote aus der Schulzeit von Elfi Saupe



Ich hatte den Auftrag, die Hausaufgaben der gesamten Klasse ins Lehrerzimmer zu tragen. Auf dem
Schulflur begegnete mir Oberstudienrat Dr. Wiesenflink. „Wo wollen Sie hin?“ - „Ins
Lehrerzimmer!“ „Was möchten Sie dort?“ - „Ich soll die Heften dort abgeben!“ „Was sollen Sie?“
„Die Heften abgeben...“ - „te!“ „Wie bitte?“ „...te!“ Dr. Wiesenflink blickte mich streng über seine
randlose Brille an und ich wusste nicht genau, ob er sich verschluckt hatte, oder ob es eine Art
Niesanfall war, der ihn urplötzlich befallen hatte.
Er blickte mich weiter wortlos an. Ich traute mich nicht, einfach an ihm vorbeizugehen und schwieg
abwartend, ob sich sein Anfall wiederholte.
„Was möchten Sie abgeben?“ - fragte er erneut und sprach dabei sehr langsam und deutlich. Ich
verstand nicht, warum er immer fragte. So begriffsstutzig war er doch sonst nicht. „...die H-e-f-t-en.....?“ antwortete ich vorsichtig in Fragestellung.
„Neeiiiinnnn!!!!“ schrie er wie von der Tarantel getroffen und wiederholte immer wieder ereifernd:
„...te, te, te...!““ Dabei spuckte er so stark, dass ich angewidert einen Schritt zurück trat.
Immer noch nicht wissend, was er eigentlich meinte, nahm ich allen Mut zusammen und schrie
zurück: „...te, te, te!“
„Was - te te te..?“ bellte er mich an und wurde dabei hochrot, so dass ich befürchtete, er würde
gleich mit einem Herzinfarkt, laut „tetete“ röchelnd, vor mir zusammenbrechen. 
Ich holte tief Luft, machte mich gerade und schrie mit all meiner Kraft: „T-E-T-E-T-E!“ denn ich war mir sicher, dies war der Code für die Freischaltung zum Lehrerzimmer.

Dr. Wiesenflink kniff die Augen zusammen, schnaubte, setzte wider Erwarten ohne ein weiteres
Wort seinen Weg fort und ließ mich einfach auf dem Gang stehen – ohne mich aufzuklären, was
immer er mit diesem geheimnisvollen „Te te te“ meinte.
Ich kam zu dem Schluss, dass er das französische „Tête à tête“ meinte und vielleicht ein
Rendezvous im Sinn hatte – aber mit mir....einer Schülerin? - das wäre in seiner Position und
seinem Alter höchst unpassend. 

Egal, ich klemmte meine Heften erneut unter den Arm und trug sie ins Lehrerzimmer, wo mich mein Deutschlehrer schon erwartete und rief: „Ahhh, da bist Du endlich mit den Heften!"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Empfohlener Beitrag

Malschule auf elfi-art...das muss auch mal seriös rüberkommen!